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Klettern im Frankenjura

"Trittfinder" unterwegs in einem großartigen Klettergebiet, Bericht von Jutta Klöwer

01.09.2025

Das Frankenjura: ein Klettergebiet der Superlative mit etwa 12.000 Routen in Schwierigkeitsgraden zwischen 2 und 12 und 180 km Kletterstrecke.

Das Frankenjura: ein Klettergebiet der Superlative mit etwa 12.000 Routen in Schwierigkeitsgraden zwischen 2 und 12 und 180 km Kletterstrecke. Hier ist eine der Wurzeln des Freikletterns, hier war die (Wahl)-Heimat der Kletterlegenden Kurt Albert und Wolfgang Güllich. Hier wurde vor 50 Jahren der erste rote Punkt an den Fels gemalt und hier befindet das größte Anbaugebiet für Kirschen und die größte Anzahl von Bierbrauereien in Deutschland. Viele Gründe also, das Frankenjura zum Ziel der Trittfinder-Kletterreise 2025 zu machen. 
15 Trittfinder machten sich in der Woche von 12.-19. Juli 2025 auf nach Bärnfels in Franken. Die Pension Brütting hatten wir komplett belegt. Diese Pension bietet Einzel- und Doppelzimmer zur Übernachtung an; Frühstück und Abendessen können in der sehr gut ausgestatteten Küche selbst zubereitet werden. Brötchen werden morgens auf Wunsch geliefert; ein Kaffeeautomat steht zur Verfügung. Alles klappte denn auch reibungslos, das Frühstück verlief von Anfang an sehr kommunikativ: „Tausche Himbeermarmelade gegen Gouda.“ Zum Abendessen bildeten sich zwanglos Koch- und Restaurantgruppen, wobei die Restaurantgruppe von den günstigen Preisen in Gaststätten und Biergärten profitierte.


Sonntag, 13.07.2025
Eine Gruppe Unentwegter hatte bereits am Samstag die Graischer Bleisteinwände erkundet und für attraktiv befunden; das offizielle Klettern startete dann am Sonntag am Leienfelser Pfeiler. Die Routen dort sind bis zu 15 m hoch; sie liegen im Schwierigkeitsbereich zwischen 3+ und 7; sie sind durchweg gut gesichert. Der Clipstick, der stark polarisierte und an den folgenden Tagen lebhafte Diskussion auslösen sollte, musste hier nicht zum Einsatz kommen. Bei schönstem Wetter konnten sich alle austoben. 
Nach dem Abendessen in Leienfels wanderte eine Gruppe nach Bärnfels zurück - und wurde belohnt mit der Entdeckung von Kirschbäumen, voll mit tiefroten, süßen Kirschen, die für ein üppiges Dessert sorgten. 

Montag, 14.07.2025
Am Montag fuhr der größere Teil der Gruppe nach Bayreuth, wo wir dank privater Kontakte die professionelle Führung eines Cellisten der Bayreuther Festspiele durch die Wagnerstadt erhielten und viel über Wagners Vorstellungen von Opernaufführungen erfuhren. Eine Besichtigung der Oper und des Opernmuseums rundeten den Besuch ab. 

Dienstag, 15.07.2025
Heute stand trotz den eher ungünstigen Wetterprognosen, die Breitenberg-Nordwand auf dem Programm. Mit zahlreichen Routen zwischen 3+ bis 8+ und gut gesichert, war sie ein attraktives Ziel für unsere große Gruppe. Nicht nur der Kletterer, auch ein Siebenschläfer tummelt sich in der Nordwand; in einer 6+ mit dem vielversprechenden Namen „Siebenschläfer“ hatte das Tier seine Toilette ausgerechnet in einem idealen Griffloch angelegt, was dann bei einem der Trittfinder zum sprichwörtlichen Griff ins Klo führte. Gegen Nachmittag zogen dunkle Wolken auf: wir packten schnell zusammen, und kaum bei den Autos angelangt, begann es in Strömen zu gießen.  

Mittwoch, 16.07.2025
Am Mittwoch waren die Wetterprognosen sehr ungünstig; wir fuhren also gemeinsam in die Kletterhalle nach Erlangen. Die Halle, eine DAV-Halle, ist relativ neu und sehr gepflegt. Wie außerhalb NRWs üblich, hängen keine Toprope-Seile. Die Anordnung der Routen ist intelligent gestaltet, mehrere Routen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades führen auf den gleichen Umlenker, so dass man zunächst vorsteigen und einhängen und dann die schwierigen Routen im Toprope probieren kann. Trotz Regen war es so ein gelungener Klettertag. 

Donnerstag, 17.07.2025
Für einen Teil der Gruppe ist Donnerstag Wandertag; später berichteten die Wanderer begeistert von schönen Pfaden und attraktiven Höhlen. Für die Kletterer stand die Wappenwand auf dem Programm. Die Routen dort weisen Schwierigkeitsgrade zwischen 4 und 7 auf und tragen hübsche Namen wie Sperberweg (4+), Drosselweg (6-), Bartgeier (6) und Bussardweg (6+). Auch wenn die Schwierigkeitsgrade nicht besonders hoch sind: Die Höhe der ersten Haken ist eher für die namensgebenden Vögel geeignet als für flügellose Kletterer und die Diskussion um die Nutzung des Clipsticks erreicht ihren Höhepunkt. Schließlich wagt in einer 7- unser vehementester Clipstick-Gegner dessen Verwendung… und nichts geschieht: Kein Höllenschlund öffnet sich und Kurt Albers schleudert keine Blitze vom Himmel. 

Freitag, 18.07.2025
Am letzten Tag ging es in die Hexenküche bei Betzenstein: ein großes Klettergebiet mit fast 100 Routen im Schwierigkeitsbereich zwischen 3 und 9. Es wurde noch einmal alles gegeben und geklettert mit viel Kreativität und Experimentierfreude. So wurde erfolgreich die Erstbegehung einer neuen, sehr botanischen Route (mit mobilen Sicherungen und Umlenker um eine stabile Fichte) durchgeführt - gehässige Menschen behaupteten allerdings, es habe sich lediglich um einen Versteiger gehandelt. Kreativ war auch die Einführung einer neuen Kletterkategorie: das Free Solo - Abklettern, nachdem beim Umfädeln am Umlenker das Seil versehentlich nach unten gerauscht war. Schwierige Einstiege wurden experimentierfreudig durch noch schwierigere Kaminkletterei umgangen. 

Fazit: 
Ein tolles Klettergebiet, ein nettes Quartier, eine harmonische Gruppe, viel Spaß und keine Unfälle. Zu beklagen war nur die leichte Kopfverletzung eines Teilnehmers, zugezogen beim Aufstehen von der Toilette durch Stoß gegen einen Balken. Bei der Abschlussrunde äußerten denn auch alle ihre Zufriedenheit. Nur unser nicht-kletternder Kameramann beschwerte sich: zu viel Spaß, zu wenig Drama und Action.