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Herrliche Wandertage in den Dolomiten - zumindest an den regenfreien Tagen

Alpine Wanderer gemeinsam auf Reise

02.11.2025

Das Grödner Tal wird bereits seit Jahren als Tourengebiet von der Alpinen Wandergruppe aufgesucht. Hier lassen sich von den umliegenden Höhen phantastische Ausblicke auf die grandiose Bergwelt genießen.

Angela Hogrefe nimmt uns in ihrem Bericht mit auf die Reise...

Unsere diesjährige Dolomitentour mit Gerd führt uns nach Wolkenstein als Ausganspunkt für unsere Wanderungen. Alles wird sehr flexibel gehandhabt. Einige reisen nur für eine Woche an, kommen später dazu oder sind die ganze Zeit dabei. Mit Horst haben wir zusätzlich einen Wanderfreund dabei, der sich ebenfalls sehr gut in der Gegend auskennt. Ansonsten sind wir alle geübte alpine Wanderer im Alter von 58 bis 83 Jahren - angereist mit dem Vorsatz, eine schöne gemeinsame Zeit in dieser einzigartigen Landschaft zu verbringen. Die meisten sind im Hotel Concordia untergebracht, andere wiederum haben sich vor Ort mit anderen Unterkünften versorgt.

Für den 1. Tag ist Regen angesagt, aber richtige Wanderer kennen ja bekanntlich kein schlechtes Wetter und so machen wir uns auf ins Langental zu einer gemütlichen Einlaufrunde, was uns allen sehr entgegen kommt. Zwischen beeindruckenden Felswänden laufen wir bei kühlen 10 Grad, aber ohne Regen über breite Wege gemütlich unsere ersten 250 Hm, machen noch einen kleinen Abstecher über den Kreuzweg zur Burgruine Wolkenstein und kehren anschließend ein, rechtzeitig vor einem ausgiebigen Regenschauer. Am Ende der Tour steht eine zufriedene Truppe.

Ausgeruht starten wir in den 2. Tag. Sonnenschein und 20 Grad sind angesagt. Auf dem Programm steht „Sella Pass - Steinerne Stadt - Wolkenstein. Als wir am Sellajochhaus (2.180 m) aus dem Bus aussteigen, bewundern wir den imposanten Langkofel mit seinen 3.181 m, dessen Felswände über 1000 m massig in die Höhe ragen. Sehr beeindruckend! Der Marmolada-Gletscher ist in der Ferne sichtbar und natürlich der riesige Sellastock, der uns die ganze Zeit auf der rechten Seite begleiten wird. Was für ein Panorama! Unser Weg führt uns über Stock und Stein durch eine felsige, schottrige Landschaft immer am Langkofel entlang. Den Blick meistens auf den Weg gerichtet, entgeht mir fast mein erstes Edelweiß in diesem Urlaub, aber bei einer Pause entdecke ich es am Wegesrand und die Freude ist groß. Weiter geht es durch die steinerne Stadt bis zur Comici-Hütte. Die einen nutzen die Pause für ein Picknick und zum Sonnenbaden, andere machen einen kleinen Abstecher auf den Piz Sella, um dort das gesamte Panorama bis hin zum Schlern zu genießen. Über steile Skipisten und Forstwege geht es zurück nach Wolkenstein, mit etwas müden Beinen. 

Am 3. Tag sind wir im Naturpark Puez-Geisler unterwegs. Zahlreiche tolle Aussichtpunkte auf die Geislergruppe liegen auf unserem Weg, wobei uns die COL Raiser Bergbahn die ersten Höhenmeter abnimmt. Von der Bergstation haben wir bereits einen traumhaften Blick auf die Lang/Plattkofelgruppe. Über breite Wege geht es stetig aufwärts in Richtung Fermeda. Grüne Almwiesen säumen unseren Weg. Noch wechseln Sonne und Wolken sich ab, aber es ist bereits absehbar, dass uns die wirklich spektakulären Blicke nicht vergönnt sind, auch wenn wir immer wieder kleinere Ausblicke auf den Sellastock und die Geislergruppe haben, die sich gelegentlich zwischen den Wolken zeigen, aber die Geislerspitzen selbst bleiben in den Wolken. Den Monte Seceda (2.519 m) erreichen wir - dank der Seilbahn - zusammen mit vielen anderen Wanderern. So sieht Massentourismus in den Bergen aus, insbesondere wenn die Aussicht als Instagramm Hotspot gelistet ist - trotz der schlechten Sicht! Ungläubig starren wir auf ein kostenpflichtiges „Drehkreuz“ und stellen fest, dass der kurze Weg zum letzten Fotohotspot mittlerweile kostenpflichtig (5 €) ist und haben Mitleid mit einem Asiatischen Brautpaar, das dort vergeblich darauf wartet, dass sich die Wolken lichten. Aber auch sie haben kein Glück. Wir steigen wieder ab, kehren dem Massentourismus den Rücken zu und in der Troier-Hütte ein und wandern anschließend gemütlich weiter zur Bergbahn, die uns wieder nach unten bringt. 

Für den 4.Tag (es ist Regen angesagt) steht als kleine Tour die Wanderung auf dem Grödner Bahnweg auf dem Programm. Die Eisenbahnlinie wurde eingestellt und dient heute im Tal als Themenwanderweg. Zahlreiche Informationen und Kunst säumen den Weg. Auf der linken Talseite haben wir einen schönen Blick auf die Fischburg und den Tervela-Wasserfall.  In St. Christina erfährt man in einem Eisenbahntunnel Näheres zur Geschichte der Bahnstrecke. Selbst ein historisches Bahnhofshäuschen steht noch auf der Strecke.
In St. Ulrich besuchen wir die Pfarrkirche bevor wir auf einen Imbiss einkehren. Anschließendes Shoppen ist wegen der üblichen Mittagspause leider nicht möglich. Zusätzlich setzt der angesagte Regen ein und so kehren wir nach Wolkenstein zurück. 

Am 5. Tag trennen sich unsere Wege, nachdem wir gemeinsam den Bus zum Grödnerjoch nehmen. Wir haben bestes Wanderwetter für unsere Touren. Fünf Mutige (Andrea, Birgit, Gabi und Veronika unter der Leitung von Gerd) wollen über den Klettersteig auf die Kleine Cirspitze (Kategorie B/C). Horst, Friederike, Ulrike und Ursel nehmen den Grödner Höhenweg nach Colfuschg. Ich selbst möchte eine Etage höher über das Cirjoch auf den Dolomitenhöhenweg und dann durch das Edelweißtal ebenfalls nach Colfuschg. Der steile Anstieg zum Cirjoch ist schweißtreibend, wird aber mit bizarren Felsformationen belohnt. Am Cirjoch verabschiede ich mich vom Sellastock in meinem Rücken, winke gedanklich der mutigen Truppe auf der Cirspitze zu und wandere oberhalb des Langentals zum Crespeina Pass. Dort ändert sich die Aussicht komplett. Ich schaue auf die Hochebene des Naturparks Puez Geisler und habe das Gefühl, in einer Mondlandschaft zu sein. Eine Landschaft, die aus einer anderen Welt zu kommen schein -  unglaublich. Weiter geht es zur Forc. de Ciampei und wieder schaue ich auf ein anderes Panorama. Dieses Mal ist der Monte Pelmo und die Civetta Gruppe in meinem Blick, während ich durchs Edelweißtal den langen Abstieg nach Colfuschg nehme. Eine frische Buttermich auf der Edelweißhütte und schon muss ich mich ziemlich sputen bzw. spurten, um den Bus und die folgenden Anschlüsse für die Rückfahrt zu bekommen. 

Und was berichten unsere Kletterer?
Der Klettersteig war zwar gut frequentiert, es kam aber nicht zu Wartezeiten. Uns blieb ausreichend Zeit, um immer wieder innezuhalten und die Aussicht auf die wunderschöne, phantastische (weitere Superlative erspare ich dem Leser an dieser Stelle) Bergwelt zu genießen. Besonders beeindruckend die gegenüber der Cirspitze liegende Sellagruppe. Das obligatorische Gipfelfoto ist leider nichts geworden. Nach einer kurzen Pause unterhalb des Gipfels machten wir uns an den Abstieg. Dieser war zunächst seilversichert, führte dann aber ungesichert über Fels- und Schottergelände. Nach einem Abstieg, der uns schwieriger als der eigentliche Klettersteig erschien, erreichten wir unverletzt den Wanderweg und waren stolz auf unsere Leistung. Schließlich sind wir ja nicht mehr die Jüngsten. Und wir machen Klettersteigbegehungen ja auch nicht jeden Tag. Für eine Mitwanderin war es sogar der erste Klettersteig überhaupt.
Das Fazit der Kletterer: ein „supergeiles“ Erlebnis.

Der 6. Tag bringt Bilderbuchwetter! Auf dem Plan steht der Piz Boe (3.152 m), der höchste Gipfel im Sellamasiv und leicht zu erreichen. Mit dem Bus müssen wir zum Pordoijoch. Dieses Ziel haben auch viele andere und so kommt der Bus bereits voll an unserer Haltestelle an. Keine Chance auf Mitfahrt für die gesamte Gruppe. Also erst einmal in den nächsten Bus, um schon einmal zum Sellajoch zu kommen. Dort wird uns klar, dass sich die ganze Planung zu weit nach hinten verschiebt und wir möglicherweise bei unserer geplanten Tour zu sehr unter Zeitdruck kommen. Das will nun wirklich niemand und unsere ortskundigen Wanderführer Gerd und Horst haben schnell einen alternativen Plan zur Hand: es geht zur Plattkofelhütte. Eine schöne Tour mit Blick auf den Rosengarten und wenig Steigung. Trotzdem empfinde ich die Tour heute als anstrengend und habe Schwierigkeiten, dem Rest zu folgen. Aber so ist es halt manchmal. Wir haben Zeit genug, um nach Murmeltieren Ausschau zu halten und werden in der Ferne fündig. Richtig nah komme ich zwei Exemplaren dann doch noch am Ende der Wanderung. Dies ist  immer wieder eine schöne Begegnung. Das geduldige Warten hat sich gelohnt. 

Leider hält sich das schöne Wetter nicht und für den 7. Tag ist wieder ab mittags Regen angesagt. Daher führt uns nur eine kleine Wanderung zum Tervela-Wasserfall und wieder zurück nach Wolkenstein.
Es bleibt erstaunlich lange trocken, aber ab dem Nachmittag regnet es doch heftig und kühlt sich ab. Pünktlich zum Abendessen hört es auf und nachdem sich die Wolken wieder verzogen haben, wird der erste Schnee in den umliegenden Bergen sichtbar.

Auch am nächsten Morgen (Tag 8) sind die Berge noch wie mit Puderzucker bestreut und auch bei uns im Tal hat sich Rauhreif gebildet. Wir haben aus unserem Fehler gelernt und brechen dieses Mal früher auf. Aber auch dann hat sich an der Bushaltestelle eine große Menschentraube gebildet. Zum Glück haben die meisten ein anderes Ziel und so können wir alle von unserem Sitzplatz bereits die Berge und - nebenbei bemerkt - auch das Können der Busfahrer auf der Fahrt zum Pordoijoch bestaunen. Von dort bringt uns die Seilbahn auf 2.950 m zum Sass Pordoi. Ulrike und Horst sind unten geblieben und genießen auf dem Bindelweg die Aussichten, während der Rest den Piz Boe zum Ziel hat. Die karstige Landschaft auf dem Sellaplateau ist sicherlich einzigartig. Genauso wie die Aussicht auf unzählige Gipfel, Felswände, Abgründe und Täler. Gerd hat für diese Tour einen Tag mit wirklich toller Fernsicht ausgesucht. Anfangs ist der Weg noch relativ eben, aber auf dem eigentlichen Gipfelanstieg wird es dann steil. Nachdem eine kurze Klettersteigstelle überwunden ist, die auch teilweise noch etwas glatt war, entscheiden sich Gerd, Ursel und Friederike, den Weg nicht fortzusetzen. Birgit, unsere Bergziege, ist schon vorgelaufen und ich folge ihr. Der Weg ist mühsam und ich komme mit vielen anderen Wanderern am total überfüllten Gipfel mit Hütte an. Man kann dort kaum einen Sitzplatz ergattern, aber die Rundumsicht ist wirklich traumhaft. Da ich nicht weiß, wie genau der alternative Rückweg aussehen wird und wir zudem noch erfahren, dass man die kleine Klettersteigpassage auch bequem umgehen kann, wählen wir den gleichen Weg für den Abstieg mit dem Wissen, dass diese tollen Eindrücke noch lange im Kopf bleiben.

Am 9. Tag trennen sich mal wieder unsere Wege. Gerd führt die Gruppe zur Cirscharte mit anschließendem Abstieg über das Langental zurück nach Wolkenstein. Da ich schon einige Tage vorher an der Cirscharte war und den langen Abstieg meiden will, habe ich mir die Steviahütte als Ziel gesetzt. Mit dem Bus geht es zum höhergelegenen Wanderparkplatz. Von dort aus geht der Weg stetig bergan, anfangs über liebliche Almwiesen, dann durch schattige Fichtenwälder, bevor er dann steiniger wird. Ich nehme mir viel Zeit, genieße immer wieder das tolle Panorama und erfreue mich an den zahlreichen Edelweiß im oberen Bereich des Weges. Auch die Einkehr auf der nicht überlaufenen kleinen Stevia Hütte ist ganz nach meinem Geschmack. Hier kann man in aller Ruhe die atemberaubende Bergwelt genießen.  Dies gilt auch für den Weg bis zur Cirscharte, an der ich zur Mittagszeit den Rest unserer Truppe vermute. Der anschließende steile Abstieg über die Sylvesterscharte verlangt noch einmal Aufmerksamkeit, die 450 Hm bis zur Juag Hütte wollen bewältigt werden, aber danach wird die Wanderung zum Ende gemütlich.

Auf der Seiser Alm waren wir in diesem Urlaub noch nicht und so steht sie am Tag 10 auf dem Programm. Hinauf geht es ganz bequem mit der Seilbahn von Wolkenstein aus und so sparen wir unsere Kräfte für eine ausgiebige, aber dennoch gemütliche Wanderung über die Alm. Horst, der hier schon zahlreiche Urlaube verbracht hat, kennt sich bestens aus und weiß spannendes zu berichten. Das Panorama hat sich etwas geändert. So nah sind wir dem Schlern noch nicht gekommen und Lang- und Plattkofel präsentieren sich von der anderen Seite - immer wieder schön.

Auch unser vorletzter Tag bringt kein Bilderbuchwetter, sondern wieder einmal Regen. Horst hat am Vorabend mehrere Wanderungen zur Auswahl gestellt und wir entscheiden uns für Sankt Jakob, einer früheren Wallfahrtskirche mitten im Wald, etwas höher gelegen zwischen Sankt Ulrich und Sankt Christina. Für so eine kleine Wanderung geraten wir auf dem Anstieg von fast 400 hm durch den Wald ganz gut ins Schwitzen. Leider können wir unsere Wanderung nicht trockenen Fußes beenden und nehmen von Sankt Christina aus den Bus.

Tag 12: Regen, Regen, Regen …
Programm: Shoppen, Schwimmen, chillen auf der Couch, Cafebesuch …
Als es gegen 16:00 endlich aufhört, mache ich mich noch zu einem letzten Spaziergang auf. Zum Wasserfall und am Grödner Bach entlang. Überall rauscht und gurgelt es. Die Wiesen dampfen und die Wolken geben langsam wieder den Blick auf die Berge frei. Wolkenfetzen oben am Langkofel, dazu der teils blaue Himmel und die untergehende Sonne, die den Bergen eine besondere Farbe gibt. Das Bergweh steigt schon in mir auf. Ich werde diese einzigartige, tolle Landschaft so sehr vermissen. Aber ich komme wieder: der Winterurlaub ist schon geplant.

P.S. Und zuletzt geht ein dickes Dankeschön an den Organisator Gerd Kapica für die Planung und Durchführung dieser Wanderreise, von der nicht einfachen Auswahl des Hotels bis hin zur Ausarbeitung und Führung der vielfältigen Touren und an unsere Gruppe. Es war schön mit Euch!