Zeche Zollern II / IV

Monika Glöckner

13.06.2019

„Ein Schloss der Arbeit“, so nannten Zeitgenossen diese wohl schönste Jugendstil-Zeche des Ruhrgebiets. Davon wollten wir - die KulTour-Wandergruppe des DAV Duisburg - uns am 13.06.2019 selbst überzeugen. Sieht die Anlage wirklich wie ein Schloss aus?

Ein kleiner Rückblick: Die Zeche entstand zwischen 1898 und 1904 als Prestigeobjekt der Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft, die mit dem Bau der Schachtanlage zum Marktführer aufstieg. Der Wille nach Macht und Repräsentation bestimmte die aufwändige Bauweise und die technisch innovative Ausstattung.

Der Niedergang begann jedoch schon in den Zwanzigerjahren; der 2. Weltkrieg und die Nachkriegsära gaben dem Bergwerk noch einmal Auftrieb. Doch in der Kohlenkrise kam für Zollern 1966 das endgültige Aus.

Engagierter Bürgerwille verhinderte die Demontage. Die Anlage wurde unter Schutz gestellt und erreichte als erster Industriebau Deutschlands 1981 Denkmalstatus. Wichtigstes Objekt in dieser Zeit um den Kampf der Erhaltung war u. a. das eindrucksvolle Jugendstilportal – heute eine Ikone der Industriekultur. Das gesamte Gebäudeensemble spiegelt den Glanz und die Repräsentationskultur des Steinkohlebergbaus wider.

Unser geführter Weg durch diese Anlage mit vielen Dokumentationen und Aussagen (schriftlich, mündlich und per Video) zeigte den harten Arbeitstag der Bergleute, die Anfang des 20. Jh. noch ohne jede Kranken-/Unfallversicherung, soziale Absicherung, Arbeitsschutzmaßnahmen (alles, was für uns heute selbstverständlich ist) in den Pütt gingen. Steinstaublunge, Rückgratverkrümmung, schwere Unfälle zeichneten den Weg. Aus dieser Welt kommt aber auch das kaum zu beschreibende Gefühl der Zusammengehörigkeit, die durch die gemeinsame Abhängigkeit bei der gefährlichen Arbeit besonders geprägt ist; die selbstverständliche Fürsorge und Hilfe mit und füreinander, ähnlich wie eine Seilschaft am Berg. Das zeichnet den Bergmann immer aus und spiegelt sich in der Tradition wider, auch nachdem die letzte Zeche Prosper Haniel geschlossen wurde.

Diese Reise durch die Vergangenheit führte uns noch einmal die Geschichte des Ruhrgebiets, geprägt durch Kohle und Stahl, vor Augen: schlechte Luft (es war selten ein Sternenhimmel zu sehen) / schwarze Häuser und rußbedeckte, gerade gewaschene Wäsche / Hinterhöfe mit Ställen an den Zechenhäusern für Kleinvieh / große Gärten, die zum Lebensunterhalt ein Muss waren / Kostgänger (Voll und Voll / Voll - das kann ich gerne persönlich erklären) waren für den Lebensunterhalt unabdingbar.

Danke an I. Schöck, die diesen Ausflug für uns organisiert hat.

Nach der Zechenbesichtigung schloss sich noch eine Wanderung zum Haus Dellwig an, einem der besterhaltenen Wasserschlösser Dortmunds, das 1238 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Das wird eines unserer nächsten Kulturwanderziele sein.