Eisklettern Felbertauern

Jan Friedrich & Martin Stürznickel

17.02.2020

Die selbstständige Anreise erfolgte am 13.02. zum Matreier Tauernhaus – unserem innerhalb von nur zwei Jahren nun mittlerweile schon zum dritten Male gewähltem Basislager. Wir Duisburger wurden auch dieses Mal durch drei Kameraden aus München und Augsburg verstärkt und wir kamen damit auf die beachtliche Zahl von immerhin elf Bergkameraden. Wenn man bedenkt, welches Nischendasein diese hochspezielle Spielart des Kletterns führt, dann ist dies eine wirklich enorme Zahl. Hinzu kommt, dass man mit dieser Zahl nicht mal so eben zu einem Spot fährt. Auf jeden Fall hatten wir eine Menge Spaß und konnten zum ersten Male unsere neuen Gruppenshirts einem würdigen Rahmen zuführen. Die Shirts haben uns so manche neugierige und erstaunte Nachfrage gesichert: „Ihr kommt aus dem Ruhrgebiet hierher zum Eisklettern?“

Beinahe perfektes Eis hat uns am ersten Tag im Eispark Osttirol in Empfang genommen. Gut gestärkt sind wir morgens nach einem kurzen 30minütigem Zustieg am Eispark Osttirol eingetroffen. Nach etwas Warmklettern in den unteren Graden hat's uns dann in den Eisgeräten gejuckt. Zunächst wagte sich Martin Stürznickel an den Kracher-Aufbau in unserem Sektor und nahm ihn sich zur Brust. Angespornt von Martins Vorstoß nahmen dann natürlich auch noch andere aus unserer Runde dankend diese Route an. Dieser WI5-Blumenkohl-Pumper wollte genau gelesen werden und bedankte sich mit bärigen dicken Armen und wir quittierten mit einem zufriedenen Lächeln.

Alle Seilschaften in unserer Runde haben bereits am ersten Tag richtig gut gepickelt und eine Menge Spaß mit in den Abend genommen. Und bei der einen oder anderen flüssigen Spezialität der Region ließen wir diesen Abend frohgestimmt ausklingen.

Der zweite Tag sah uns aufgrund der „suboptimalen“ Prognosen am selben Ort. Zunächst versuchten wir wenigstens einen anderen Sektor schräg gegenüber, aber das Eis dort war alles andere als vertrauenserweckend. Also wieder rüber zur großen Wand und etwas weiter rechts eingestiegen.
Drohte etwa Langeweile? Auf gar keinen Fall! Filigranes Gepickel und kühles Köpfchen sorgten für traumhafte Touren im bekannten Terrain. Und wir kosteten Varianten aus.

Jetzt fehlte nur noch bäriges Steigen und was bietet sich da mehr als Fels, reiner Fels?! Also Eishauen runter, Drytoolinghauen drauf und rock on! Dieses Mal mimte Peter Semler den Anstifter und er stieg als erster in die überhängenden Felsrouten ein. Und wieder konnte sich kaum einer dieser Verlockung entziehen. Nacheinander zogen wir uns in den M6/7-Routen die Arme so richtig leer. Dicke Arme, fröhliche Gesichter und das Wissen "die Sauna wartet" sorgte dafür, dass um 14:30 Uhr der Heimweg angetreten wurde. Der Rest bleibt in Osttirol.

Endlich an unserem dritten Tag legten wir noch einmal eine Schüppe drauf. Die ersten im Bunde waren zwar bereits auf der Heimreise, aber drei Seilschaften durften heute wiederholt an den Berg. Das Ziel: linker und rechter Ödalmfall (auch bekannt als Amertaler Hauptfall und Linker Fall).

Thomas Huberty, Jan Friedrich und Martin Stürznickel zog es in den linken Ödalmfall (den Hauptfall, ausgepreist mit WI 4/4+). Originelle drei Seillängen, alle im vierten Eisklettergrad, Verschnaufpausen gab es keine. Ein durchweg schöner Eisfall - wenn die Bedingungen stimmen. Leider kämpfte der Fall auch an diesem Tage gegen die zu hohen Temperaturen dieses Winters, sodass sich ab der Mittagszeit die Eisqualität rapide verschlechterte. Grund für uns, in der dritten Seillänge abzubrechen und den Rückzug anzutreten. Und eben genau das gehört auch zum erfolgreichen Alpinismus – wissen, wann es Zeit ist abzubrechen.

Auch die anderen beiden Seilschaften am rechten Ödalmfall hatten trotz des etwas leichteren Schwierigkeitsgrades kein leichtes Spiel. Teils extrem dünne Eisauflage, viel Triebschnee (der tatsächlich sogar an einen Wasserfall erinnerte) und fragwürdige Schraubenplacements machten das Steigen sehr anspruchsvoll. Davon ließen sich die Jungs aber nicht abschrecken und holten sich den Top.

Fazit des Tages: alles richtig gemacht. Rückzug ist keine Schwäche!

Auf jeden Fall freuen wir uns nun schon auf unsere nächsten Gemeinschaftsfahrten zum Jahreswechsel – so Corona uns nicht in die Karten spuckt - ins Eisklettermekka im Tal von Cogne und im nächsten Februar wieder in die Felbertauern!