Der Westerfrölkeweg ist Mülheim

Michael Cremer

31.07.2017

Auf Präsidiumssitzung Anfang Juli 2017 war es soweit. Der DAV stimmte offiziell dem Antrag des Mülheimer Alpenvereins auf Übernahme des alpinen Arbeitsgebiets Westerfrölke-Weg (AV-Wegnummer 143) zu. Die Betreuung des herausfordernden Weges zwischen Lonzaköpfl (2318 m) und Feldseescharte (2712 m) mit dem Feldseekopf (2864 m) als höchstgelegenen Punkt geht damit von der OeAV-Sektion Mallnitz an die Bergfreund/innen aus Mülheim über.

Ein weiterer Baustein in der intensiven Zusammenarbeit der beiden Sektionen in den vergangenen Jahren und ein historischer Schritt für die Mülheimer Alpenvereinssektion, die somit zum ersten Mal in ihrer Geschichte die Verantwortung für ein alpines Arbeitsgebiet übernimmt.

Über reichlich Geschichte verfügt auch das Arbeitsgebiet an sich, denn der Weg erblickte schon 1932 „das Licht der Welt“, als die Sektion Hagen umfangreiche Erschließungsvorhaben im Tauerngebiet umsetzte – unter ihrem Gründungsvorsitzenden Prof. Westerfrölke, nach dem der anspruchsvolle und lange Steig im Schatten von Astronspitze (2809 m) und Böseck (2854 m) benannt ist. Seine Länge machte es denn auch erforderlich, eine Schutzhütte auf halber Strecke zwischen Feldsee (2217 m) und Lonza (2171 m) zu errichten, die Böseck-Hütte (2594 m), die ebenfalls 1932 eingeweiht wurde. Ob diese das Zeug dazu hat, Mülheims höchstgelegenes Gebäude zu werden, wird sich im Rahmen der nächsten zwei, drei Jahre entscheiden. Denn die letzte Mitgliederversammlung der Sektion gab dem Vorstand den Auftrag, die Übernahme der exponierten Hütte, die über dem Mallnitzer Tauerntal und der nach Flattach im Mölltal abfallenden Wollinitzeralm thront, zu prüfen und zu vollziehen. Damit würde der Mülheimer Alpenverein dann erstmals über eine eigene Hochgebirgshütte verfügen, in der Region, in der schon vor gut 60 Jahren erste Planungen für den Bau einer eigenen Alpenhütte geschmiedet, aber nie verwirklicht wurden.

Vielleicht war die Zeit damals noch nicht reif, ist es aber jetzt, nachdem sich die Sektion schon seit einigen Jahren in der Goldberggruppe am Tauernhöhenweg engagiert. Die Initialzündung hierfür erfolgte übrigens 2012 durch die Sektion Duisburg, die den Mülheimer Nachbarn den Weg in die Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Tauernhöhenweg bereitete, der sie schließlich noch vor der offiziellen Übernahme des Arbeitsgebiets 2015 beitrat – als 17. Alpenvereinssektion.

Und so sind die Duisburger und Mülheimer Bergfreund/ innen nicht nur zu Hause, sondern auch in der „Zweiten Heimat“, den Hohen Tauern, unmittelbare Nachbarn. Eine hervorragende Voraussetzung also für die eine oder andere gemeinsame Unternehmung vor Ort, wenn es um die Instandhaltung der Hütten und Wege geht. Die Mülheimer waren in diesem Jahr mit etwa 20 Mitgliedern (das eine oder andere mit einer C-Mitgliedschaft der Sektion Duisburg) eine Woche vor Ort, um die ersten Seilversicherungen hinter der Lonza zu ergänzen und auszutauschen. Und trotz aller Anstrengungen, ein Großteil des benötigten Materials musste mit reiner Körperkraft von Mallnitz (1200 m) auf die Höhe (2350 m) gebracht werden und des nicht immer optimalen Wetters (Starkregen, Gewitter, Kälteeinbruch mit leichtem Schneefall) empfanden alle, vom jüngsten (12) bis zum ältesten Teilnehmer (80), die Woche als erholsam, spannend und befriedigend.

Die notwendigen Fertigkeiten für die Arbeiten erlangten sie übrigens im Rahmen eines Einführungskurses der Duisburger im Klettergarten Emscherpark. Auf gute Nachbarschaft also, auch am Tauernhöhenweg!